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Begegnung

Es war schwierig mit anzusehen, zu ertragen, dabei zu sitzen, zu hören, zu fühlen. Eigene Erinnerungen wurden wach.

Der Zug war voll und es gab ausser der harten, ungeduldigen Stimme dieser Mutter zu ihren Kleinkindern eine beklemmende Stille. Die anderen Fahrgäste sahen zu Boden. Mutter und Kinder wurden immer lauter.

Ich hielt es nicht aus und wechselte meinen Sitzplatz. Das Herz tat irgendwie weh und war bei den Kindern.

Einige Tage später. Wieder im Zug. Wieder die Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern. Gleiches Szenario.

Diesmal sass ich ihnen genau gegenüber. Dem Drang zur erneuten Flucht widerstand ich. Ich sah einfach hin.

Eine überforderte, hilflose Mutter. Nervös und irgendwie verzweifelt. Kinder, die versuchten, Kontakt mit ihr zu bekommen und stattdessen barsche Worte, Zurechtweisungen ernteten. Grobe Berührungen.

Ich fing an, dem Geschehen zuzustimmen, so wie es ist, und Mitgefühl breitete sich in mir aus. Ihre Versuche, alles richtig machen zu wollen.

Die Situation wurde ruhiger.

Kurz vorm Aussteigen kam das kleine Mädchen plötzlich direkt auf mich zu, sah mir offen ins Gesicht, lächelte und berührte sanft meine Hand. Ganz still, als wenn sie wissend spürte.

Auf einmal änderte sich kaum merkbar der Ton der Mutter und fast liebevoll half sie ihren Kindern beim Aussteigen.

Alles ohne Worte.

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